Mittwoch, Dezember 04, 2019

humblyfully

Also.
Das ist nicht mein Tag heute am Barbaratag und am Tag der Kekse.
Nee. Meiner, ist das nicht.

Vielleicht geht es mir gleich etwas besser.
Nach dem Spaziergang zur Obstbaumallee.
Wo ich mir einen Barbarazweig schneide um ihn auf den Tisch, ins Wasser zu stellen.
Von diesem Brauch und Sitte wurde mir das erste Mal in Schweden berichtet.
Obwohl es allgemeinhin ein katholischer Gedenktag ist.
Ich fast ausschließlich von Katholiken umgeben bin, seit ich in Ostwestfalen lebe.
Habe ich hier noch nie privat von diesem Brauch gehört oder jemals einen barbarabezweigten Tisch gesehen.
Ich persönlich kenne niemanden, der sich am vierten Dezember noch vor Sonnenuntergang einen Kirschzweig schneidet und ihn in die Vase stellt um der heiligen Barbara zu gedenken.
Die wurde damals von ihrem Vater verraten und starb den Märtyrertod.
Aber diese ganzen gesammelten Fakten, um diese Frau herum, kann sich jeder leicht im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten besorgen.
Schreib ich jetzt hier nicht auf.
Aber einen Zweig besorge und hege ich.
Glück möge er bringen.
Wenn er am heiligen Abend blüht.
Und der mutigen Pflanzenliebhaberin Barbara gedenke ich natürlich auch. 
Hab grad an sie gedacht.

Kekse?
Heute lieber nicht.
Ich bin eh schon nicht gut drauf.
Schon ein Keks würde ausreichen um mich komplett abzuschießen.
Kekskoma, wenn man so will.
Und diese aufwändigen Nuss-Hafer-Rosinen-Buchweizen Kekse.
Die backe ich jetzt vor dem Spätdienst nicht mehr.
N Anderes Mal.
Weil sie einfach göttlich sind.
Und ich mich mit denen gut vertrage.
Stattdessen stelle ich einfach, ehe ich nachher zum Dienst gehe, herbekömmliche Kekse auf den Tisch.
Bisher wurden die gern genommen und vertragen.
Und eine Vase mit einem Kirschzweig.
Vor allem der Herr Katholik vom Tische wird sich fragen, was das soll und woher der kommt.
Mal kucken, ob er fragt.
ICH hab ja die Lösung.

Der heutige Tag begann auf jeden Fall so, wie ich ihn mir nicht vorstellte.
Am Kalenderblatt des "Die drei ??? Kids" Kalenders wurde gestern, vom Kleinsten der hiesigen Combo, aus Versehen, ein Rätselblatt zu viel abgerissen.

↳Dieser Kalender geht so. 
Er hat keine Zahlen.
Also nicht haltlos von eins bis vierundzwanzig durchnummeriert, sondern er hat stattdessen, im ganzen Bild in sich eingebundene, bedruckte, vierundzwanzig Türchen.
Dazu gab es einen Abreißblock mit vierundzwanzig Aufgaben und Rätseln.
Hat man dieses richtig gelöst, ist die Belohnung die Auflösung des jeweiligen Bildausschnittes auf dem Türchen des Tages.
Hinter diesen Türchen befinden sich täglich Detektiv Geschenke.
Dreht man das Abreißblatt um, steht dort wiederum geschrieben, was das Kind alles mit diesem Geschenk veranstalten kann.
Ein großer Spaß.
Und eine wirklich tolle Idee. Ganz ohne Schokolade.
Drei?


Gestern wurde also, vor lauter freudiger detektiver Spannung, statt einem, gleich zwei Blättchen abgerissen.
Kann passieren. Jetzt ist auf jeden Fall auch dem Kinde klar - in der Ruhe liegt mehr Kraft.
Und ganz mütterlich beteuerte ich, dass ich das zu viel abgerissene Blatt selbstverständlich wieder an den Block dranoperiere.
Gesagt. Getan.
Das war auch nicht so schwer.
Zwei kleine Tesastreifchen und das Blatt war dort, wo es sein sollte.
Natürlich war die erste Amtshandlung des Beschulten gestern nachmittag, zu ermitteln, ob Gesagtes auch getan wurde. Hehe.
Zufriedenstellende Ermittlungsarbeit kindlicherseits.

Heute morgen.
Im Überschwang des Ermittlungseifers, riss das Kind an dem getesaten Blättchen herum und schwups.
Lösten sich von Abrisskante zwei kleine Papierfetzen mit ab.
Oh oh.
Drama.
Jetzt sah der Block natürlich anders aus als gestern und eben davor noch.
Da fehlen nun zwei kleine Papierfetzen.
Und der Vater blicket stumm - auf dem ganzen Tisch herum.
Nun war ich die zu ermittelnde Straftäterin des Morgens.
Warum ich das so und nicht so oder ganz anders gemacht hätte.
Nun ist der Block kaputt. Die Lösung des eigentlichen Falles wäre jetzt nicht von Interesse.
Dreitausend Mal Warum. Warum. Warum. Und hätte, wäre, könnte, wollte.
Meine Güte.
Es war quasi mitten in der Nacht und ich konnte mich nur noch fragen, ob ich vielleicht nicht doch nur träume.
Da blickt Herr Normotyp von der Zeitung auf und sagt gelassen über den Tisch:
" Also ich verstehe das nicht. Warum habt ihr das denn nicht an der extra perforierten Abrisskante gelöst! Das verstehe ich nicht!"
Und das Kind sagt mit Rückenwind frei raus: " Weil Mama einfach zu doof ist."
So!
Fall gelöst?
Nein!
Es folgte noch ein kleines Verhör, zu dem es sogar Kaffee für die Angeklagte gab, in dem nochmals gefragt wurde: "Wieso, weshalb, warum." Und konstatiert wurde "hätte, könnte, wäre, würde."
Und als ich das Schuldeingeständnis mit meinem Blut unterzeichnet hatte, nahm das Kind sich endlich mal des eigentlichen Krimis an - das Lösungsbild zu finden.
Und der Vater nahm seine Pausenbrote um sich in die Freiheit seines Dienstherren zu begeben.
Tschüüühhüüüßßßß.

Das ging ja fix.
Dann können wir ja jetzt zur Tagesordnung übergehen.


vor nachher

nach vorher


Nur ein Tatort. Mitten in der Nacht in Deutschland.
Der normale Wahnsinn.
Nehme ich an.
Gut besetzt und fulminant inszeniert.

Ich werd jetzt mal einen Kirschzweig pflücken gehen auf dem Weg der Ruhe.
Ehe ich die Kekse auf dem Tisch drapiere.
Um mich in die Freiheit meines Dienstherren begeben zu können.

Tschüß




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