Den Schmerzkörper füttern?
Den Schmerzkörper füllen?
Das Wort, den Begriff Schmerzkörper, habe ich schon des Öfteren mal gehört, mich ihm allerdings nie wirklich gewidmet, ihm keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt.
Ich dachte dies wäre wieder so ein neumodischer Psychologenbegriff.
Alles braucht ja eine Begrifflichkeit.
Wie zum Beispiel Burn-out oder Geschlechtsdysphorie.
Ich bin wirklich froh nie Psychologie studiert zu haben, ein innerer Widerstand hat mich immer davon abgehalten doch meine Liebe zur Philosophie erwachte von Lebensjahr zu Lebensjahr mehr.
Auch die potentiellen Patienten sind sicher froh, denn ein lapidares ; "hören sie, die Vergangenheit können sie doch eh nicht ändern.
Was passiert ist - ist passiert und passé und was bringt es dezidiert zu wissen was wann wo mit wem und warum passiert ist.
Bleiben sie im jetzt und hier.
Kucken sie nicht was sie nicht ändern können, sondern lassen sie uns mal kucken was gut läuft und danach was kacke ist - doch konzentrieren werden wir uns nur auf das, was zu ändern ist.
Was?
Es gibt nix Gutes in ihrem Leben und ändern kann man auch nix?
Was wollen se denn dann von mir?" - hilft denen, die einen Halm aus Stroh suchen ganz sicher auch nicht.
So gehe ich eben an das Leben heran, doch die anderen sind ja nicht ich.
Und so muss ich mich mit haufenweise Feminismusmist, dem Genderquatsch und diesen ganzen verwirrten und verdrehten Seelen, welche diese Gesellschaften so gebiert, nicht herumwundern.
Soweit ich das überblicken kann sind alle Psychologen dieses Landes über Jahrzehnte im Voraus ausgebucht - läuft für die.
Mittlerweile ist es en vouge einen Therapeuten zu haben und da unter Anderem auch mit seinen Mangelsorgen also mindestens einmal in der Woche vorstellig zu werden.
Es gab Zeiten, da hielt man es möglichst geheim in psychologischer oder gar psychiatrischer Behandlung zu sein und suchte sich einen in der nächstmöglichen, grad noch erreichbaren Stadt - bloß nicht in Wohnortnähe.
Die Nachbarn O.o
Heute hört man die Leute plärren, daß sie regelmäßig Kuren und Therapeuten bräuchten.
Das Leben sei zu schwer - sie wissen nicht wie sie das alles schaffen sollen.
Psychotherapie ist zum Kosumgut verkommen - Herrgott, die Berufsbezeichnung Psychologe - ist ja noch nicht einmal ein geschützter Begriff - jeder also, der sich wie in einem falschen Film fühlt, wenn er morgens erwacht und per Befehl als Teil einer Hundertschaft das sogenannte spazierengehende Pack von der Straße knüppeln soll, der könnte sich urplötzlich auch zum berufenen Psychologen fühlen...
Jahahaha...das geht.
Ich hörte von Bankkaufmännern, welche sich zippidizapp wie ein Gesundheitsminister fühlten - und Tada...sei es geschehen - waren sie es.
Es gibt Studienabbrecher, die sich beim trampolieren fühlen wie die Königin von Deutschland - simsalabim - als gäbe es Kobolde - werden sogar Böcke zum Bären.
Und was es nicht alles gibt - da stehste heute noch mit einem Bein cumediex im Knast und kannst morgen schon Kanzler sein.
Wahnsinn.
Wie im Märchen - der Fischer und seine Frau - das Ende dieser Geschichte finde ich gut.
Richtig gut.
Aber ich reg mich schon wieder auf - über diese Idiotie welche in diesen neumodernen Märchen herrscht.
Zu schlicht für schwere Gemüter.
Jedenfalls, wenn ich grad die Lider auseinanderzerre am Morgen, nachdem der Wecker mich künstlich aus meinem Schlaf gerissen hat und als allererstes auf Instagram herumstalken müßte, wer welches völlig verfilterte Körperteil von sich zeigen muß um Applaus zu erhaschen, welcher ihm beweist, daß er toll ist und dazugehört, ja beweist, daß er überhaupt am Leben ist und ich mit dicken Klüsen und strähnigem Haar dann vor dem Spiegel in den Vergleich trete würde...
Wenn mein Terminkalender aus Eintragungen bestünde, welche lauten - Wimpernverlängerung, Nagelstudio, Sugaring, Kosmetik, Haarverlängerung, Botoxing, BauchBeinePo Kurs und was weiß ich nicht noch für ein Tinnef...
Wenn ich nicht in der Lage wäre mich auf eine Unterhaltung einzulassen die so richtig an der Schale kratzt...
Dann muss ich mich auch nicht wundern, daß ich mich am Ende meiner Tage frage was das nun alles gebracht hat und weshalb ich nun verdammich nochmal nicht glücklich bin.
Es wurde doch alles getan was der Geldbeutel hergibt also bitte - wo treibt Fortuna sich herum!
Doch ich bin auch unglücklich.
Meinen Geldbeutel brauchte ich dafür nicht.
Es ist viel trivialer.
Es gibt einfach Individuen, die kann ich nicht ausstehen.
Egal wie ich atme und meine Gedanken mit einem seligen Lächeln versuche auszutricksen.
Funktioniert nicht.
Da übernimmt meine Schurkin in mir das Zepter und zeigt klammheimlich in der Tasche ständig Mittelfinger.
Es klappt einfach nicht selig darüber hinwegzugrinsen, daß es Zeitgenossen gibt, die mich durch ihre bloße Existenz innerlich an meinen Siedepunkt bringen.
~~~~~~~
Und noch ein vier Jahre alter, lediglich abgespeicherter, doch nie veröffentlichter Text, von mir.
Die Wut? Die Zeit?
Die Zeit kann aus Wut sogar Rauch machen. Was für eine konstruktive Erfindung :)
Copyright © (2024) Janet Bepunkt, Mittevierzig