Dienstag, Dezember 03, 2019

freaklike

behindert.
binich.
Na und!
Einblick neun
Behindert und Spaß dabei. 
Mit ´dabei´ meine ich das Leben.
Also. Ich bin MIT dabei. 
Sensationell.
Ich hätte echt was verpasst, wenn ich das Leben verpassen würde.



Ich bin ㊷.
Die Antwort auf alles.
Vor nun sieben Jahren bekam ich gesagt, dass ich die Quelle "allen Übels" sei.
Wir rannten von Arzt zu Therapeut, um herauszufinden was die anderen wissen wollten.
Wissen mussten.
Damit endlich sowas wie ein: "Aaaachsooo, ja dann...." kommt. 
Und unser Sein legitimiert ist.
Und es war nicht so einfach an diese Daseinsberechtigung zu kommen.
Bis wir es endlich schwarz auf weiß hatten, dass wir behindert sind.
Behindert im Sinne von "Anderssein".
Irgendwo zwischen vierzig und siebzig Prozent behindert.
Gleichmäßig verteilt.
Wir teilen das unter Dreien auf.
Und machen dem einen Normotypischen‽, der mit dabei ist, das Leben leichter.
Was nicht so schwer ist. 
Das Leben der Anderen leichter zu machen.
Das geht so: ➢ Man sagt immer gleich was ist. 
                     ➢Man sagt was man will, statt was man nicht will.
                     ➢Man arktikuliert und hütet die eigenen Grenzen, da man sie kennt.
                     ➢Man erfragt und beachtet die Grenzen der anderen.
                     ➢Man sorgt für sich und sein Wohlergehen um dies auch für andere tun zu 
                         können.
                     ➢Man findet Copingstrategien für belastende Situationen und wendet sie
                         konsequent an.
                     ➢Man sucht Hilfe, welche man annimmt.
Es gibt noch mehr Punkte, die anzuführen wären um als Behindi einigermaßen unbeschadet durchs Leben zu gehen und auch niemandem zur Last zu fallen.
M Ö G L I C H S T !

Doch so lebt es sich mit der Behinderung Asperger Syndrom unter all den Normotypischen an sich ganz gut.
↳Gerade regt mich tierisch auf, dass meine Taskleiste hier permanent angezeigt ist, dabei habe ich die auf ausblenden gesetzt. Okay. Da ich sie nicht ausgeblendet bekomme, habe ich sie nach rechts verbannt. So gehts.

Um im Thema fit zu sein, habe ich mich - beschämenderweise - gestern abend, bis in die Nacht, erstmals richtig umfassend mit dem Thema Asperger Syndrom und Autismusspektrumsstörung detallierter auseinandergesetzt.
Vorher musste ich das gefühlt nicht, da die Therapeuten und Ärzte in der Vergangenheit schon gute Aufklärung geleistet hatten.
Und alle Faltblättchen und Kopien auch.
Ich so natürlich auch dachte, ich wüsste schon alles, was es zu wissen galt.
Außerdem interessierte das sowie nie jemanden, da WIR drei Behindis, irgendwie doch recht normal wirken. 
Sonderbar. Eigenwillig. Ungewohnt. Ein wenig Anders. 
Aber im Groben - Normal.
Von daher, will nie jemand wissen wie es IN uns aussieht, solang wir in der Lage sind normal zu wirken, ist alles paletti. 
Dürfen wir bleiben. Und Dasein.
Reagieren wir nicht normotypisch, bleibt den Anderen noch die Option uns komisch zu finden.
Womit sie ja wahrscheinlich auch wieder recht haben.
Wir haben schließlich auch oft recht.
Wenn wir die Anderen komisch finden.
Normal People scare us.

Es ist sehr spanndend und augenöffnend, was ich da gestern wiedermal herausfand.
Über das Asperger Syndrom, diese tiefgeifende Entwicklungsstörung, und über die Autismus-Spektrum-Störung im Allgemeinen.
Alles was über den Namensgeber meiner Behinderung geschrieben steht, könnte im Grunde auch mich beschreiben.
Das Meiste was es über Asperger Persönlichkeiten zu lesen gibt - trifft schlichtweg zu, wenn es um mich geht.
Am meisten beeindruckt hat mich die Tatsache, dass Herr Hans Asperger sehr am Wort hing.
Die Liebe zur Sprache und die Zugewandtheit in Richtung "psychisch abnormer" Heranwachsender haben mich gestern sehr an meinen Lieblingsplatz gefesselt.
Ich fühlte mich verstanden.
Das ist sehr selten. 
Deswegen genoss ich diese Zeit mit dem, neunzehnachzig verstorbenen, Artverwandten sehr.

Nicht oft gehe ich mit meiner Behinderung hausieren. 
Bisweilen nutzt es zur Erklärung.
Wenn ich, zum Beispiel, total begeistert, ob eines Zuhörers, das Wissen eines meiner Spezialinteressen auf einen anderen draufrede.
Oder wenn durchschimmert, dass ich aufgrund meiner leicht morbiden Gene etwas ganz genau wissen muss und bis ins Atom zerlege.
Manchmal auch, ausnahmsweise - tagesformabhängig, jedes Wort-beim Wort nehme.
Oft auch "Mainstreamhumor" nicht verstehe und nur fragend weiter kucke.
Und warte. 
Auf den Witz.
Das liegt allerdings an meiner analytischen Denkstruktur. 
Und für diese kann ich nichts. 
Mittlerweile bekanntermaßen, arbeitet das Hirn eines Autisten ohne Ruhepause.
Doch oft geht die Atomisierung ja auch blitzschnell.
Es dauert zum Glück nicht sehr lang bis ich mir ein Wissengebiet erschlossen habe.
Das war aber schon immer so.

Ich bin mit dem Satz aufgewachsen: "sei anders, dann...."
Nie wusste ich, was damit gemeint ist. 
Ich glaube, ich war auch als Kind einfach zu unbedarft, um zu checken wie ich sein müsse, damit man mich mag.
So mochten mich eben viele nicht.
Was nicht schlimm war, da ich sowieso viel lieber nicht unter Menschen war.
Tiere. Das ging. Mit denen kam ich ausgesprochen gut zurecht und sie mit mir.
Menschen, verstanden mich nicht und ich sie nicht.
Und doch.
Ich war quasi gezwungen Zeit mit ihnen zu verbringen.
Und wenn ich nicht fortdauernd gegretelt werden wollte, musste ich mich ins Bild der Spielenden einfügen. 
Wir mussten als Kinder raus. 
An die frische Luft. 
Bis es dunkel wurde. 
Dann, wenn der Lichtschalter betätigt werden musste, sollten wir zuhause sein.
Das hat oft auch einfach nicht geklappt.
Ums mal zu sagen wie´s ist.
Regeln musste ich brechen, um sie nicht nur zu interpret,- vielmehr um sie auch zu kapieren.
War manchmal so.
So kam es, dass ich die Gelegenheit hatte mir sehr viel bei anderen abzuschauen.
Wie andere in zwischenmenschlicher Aktion interagieren.
Und das machte ich eben nach. 
Ich spielte mit denen die da waren und machte einfach, was die machten.
Leider konnte ich die im Kindesalter so erlernten mimischen Gesten nie ablegen.
Freude .Staunen. Zorn. Trauer. Glück. Traurigkeit. Das drücke ich fast pantomimisch aus.
Aber es gibt Schlimmeres. Glaube ich.
Ich bin meiner Mutti wirklich sehr dankbar, dass sie mich so ins Leben schubste.
Das Meiste habe ich wirklich auf der Straße, mit und bei anderen Kindern gelernt.
Auch, dass man vor manchen Sachen oder Dingen besser Angst haben sollte.

Heute.
Merkt man mir kaum etwas an. Im oberflächlichen zwischenmenschlichen Kontakt.
Ich habe in vielen Jahren, durch Try and Error, gelernt mich unsichtbar zu machen.
Zumindest das, was mich ausmacht.
Deswegen wirke ich so relativ normal.
Optisch, musste ich immer schon aus dem Rahmen fallen.
Warum das so ist? Vielleicht, damit ich nicht ganz verborgen und anderswo bin.
Damit man mich wenigstens sieht, wenn man mich schon nicht hört.

Ich hatte rückblickend wirklich großes Glück, dass es immer Menschen in meinem Leben gab, die Mich hinter der leer blickenden Fassade sahen und mich mitnahmen, nicht zurückließen.
Und alles was passiert, und auch nicht passiert ist, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

Eine Frau die, nun innen wie außen, völlig mit sich im Reinen ist.
Sich und andere nimmt wie sie sind.
Ist und sein lassen kann.
Dieses Leben und die Lebewesen darin➫ außer Stechmücken und Raubwespen➬liebt wie kein Zweites.

Es gibt ja nicht den Asperger (was häufig auch als Aspi abgekürzt wird, ich persönlich finde diese Abkürzung, so wie fast alle Abkürzungen, scheußlich. Genauso, wie ich Zahlen in einem Text als "falsch"empfinde- auch die Klammer auf-Klammer zu- stören mich).
So unterscheide ich mich deutlich von den anderen Diagnostizierten, die mir schon über den Weg liefen, zum Beispiel im Autismus Therapie Zentrum. 
Und sie sich von mir. Und jeder wieder von anderen. 

Was allerdings noch immer in so manchem Kopf herumspukt, ist der alternative Fakt, dass Menschen mit einer "Störung" im Autismus Spektrum nicht in der Lage sind empathisch mitzufühlen.
Hier kann ich nur von mir sprechen. Das sind Fake News.
Ich kann das.
Dies geschieht, vermutet, meist auf rein kognitiver Ebene.
Demnach ermittle ich wie ein Rechner den Gefühlszustand meines Gegenübers und überschlage die Möglichkeiten seiner Reaktionen darauf, derer ich im Laufe meines Lebens bei anderen, aus Filmen und Literatur abgekuckt und gespeichert habe.
Mein Verhalten passe ich dementsprechend an.
Ich selber merke nichts davon, dass dies auf reiner Wahrnehmung und Berechnung geschieht.
Für mich, fühlt es sich "Normal" an.
Ich weiß nicht, wie es sich Anders anfühlt.
Es gibt einige Ausnahmen, wo ich emotional reagiere. Sogar sehr emotional reagiere.
Bei Filmen und Literatur- wo menschliches Verhalten (Leid, Freude,Glück,Liebe,Trauer) plakativ und oft überzeichnet dargestellt wird. 
Das spricht mich emotional sehr stark an und ich fühle das, was diese dargestellten Personen oder Protagonisten zum Ausdruck bringen.
Oftmals ist das sehr belastend, da ich einige Zeit brauche um die transportierten, von meinen eigenen Gefühlen zu trennen.
Und bei Kindern. Da scheine ich tatsächlich emotional mitfühlen zu können, was sehr häufig schon sehr hilfreich war, da ich, unter anderem, auch übermäßig couragiert bin. 
Auch da, brauche ich eine kleine Zeitspanne, um meine eigenen Gefühle wieder in Ordnung zu bringen und herauszufiltern, damit ich "funktionieren" kann.
Zu alle der Lebenserfahrung, habe ich das Studium der Psycho-Physiognomik belegt, damit ich Menschen besser einschätzen kann.
Als Itüpfelchen noch Kommunikationskurse belegt, um zu lernen, dass das Wort nicht immer wörtlich genommen werden muss.

Die Bindungs,-Emapthie,-und Fähigkeit zu Lieben , kann man mir und auch meinen zwei Mitstreitern hier, jedenfalls nicht absprechen - wenn man uns lässt - sind wir auch DA.

Was für ein ernster Fließtext 🙏
und auch noch ein Smiley.
Aber heute ist ja Tag der Menschen mit Behinderung
Demnach.
Bin binich auch gemeint, an diesem Tag, den neunzehndreiundneunzig die UN zum internationlalem Tag für die Behindis ausrief.
Um auf uns aufmerksam zu machen.
Da mache ich mit.
comme ci, comme ca


Total- Normal.
bowly

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