Donnerstag, April 23, 2020

Hab ich denn überhaupt genug Dosenmais da?

Jeden Tag wollte ich mich an den PC setzen und etwas sagen.
Irgendwas.
Sowas wie, dass das Leben so schön ist oder so.
Ist´s ja auch.
Doch ich hatte gar keine Lust dazu.
Es gibt ja auch viel anderes was ich tun kann.

Es ist sechs Uhr siebenundvierzig am morgen. Die Sonne scheint schon durch die Bäume im Garten hindurch, lässt den Garten selber wie ein Fenster erscheinen, durch welches das Morgenlicht fällt.
Draußen ist es noch kühl. Ziemlich.
Vereinzelt zwitschern Vögel. Und wenn man da hinhört, die Wahrnehmung auf das Gehörte schärft, dann hört man tausende.
Es ist wie mit dem Sternenhimmel.
Je genauer und länger man hinsieht, desto mehr Sterne werden es.
Noch zwitschern sie. Am Nachmittag singen sie. Das gefällt mir besser. Also wenn die Vögel singen.
Der Himmel ist blau.
Seit Tagen.
So, wie der Himmel jetzt aussieht, wünsche ich mir, sähe er jetzt für immer aus.
Ich weiß nicht, ob ich vor dem 23.März schon einmal so schöne Himmel gesehen habe.
Ein Himmelblau, welches nicht von Kondensstreifen unterbrochen ist. Kein Flugzeug an diesem Himmel. Einfach nur Himmel. Und seit Tagen sogar wolkenlos.
Und säße ich jetzt nachts am Strand der Nordsee, sähe ich sicher auch keine bunt leuchtenden Riesenschiffe, welche den Horizont ins Dunkel zeichnen und das Schwarz der Nächte zerstören.

Die Realität hat sich tatsächlich beruhigt.
Für viele ist das sehr beunruhigend und sie nehmen dies als Chaos wahr. So nehme ich das wiederum bei einigen Menschen wahr.
Für mich persönlich hat sich nicht so viel geändert.
Ich vermisse gar nichts.
Es sind allerdings ein paar Eindrücke hinzugekommen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar.
Ich hätte diese Erfahrung ohne die herrschende Situation nicht machen können.

Schule.
An sich eine tolle Sache und schönes Schema.
Schule. Von der Wortherkunft her bedeutet es "Muße. Freie Zeit. Arbeitsruhe."
So habe ich das auch immer verstanden. Und so versuchte ich auch immer zu leben mit der Schule.
Ich liebe Schule und meine Kinder wissen das. Dafür hassen sie mich manchmal.

Jetzt ist die Schule, die Anstalt welche mein Jüngster, aber auch meine Großen, besuchten, aus.
Und das heißt, dass jetzt endlich Schule ist.
Ich habe Glück.
Ich arbeite in einem, wie es nun heißt, systemrelevanten Bereich.
Da kann ich Überstunden abbummeln und ein paar Minusstunden anhäufen, denn wir in diesem Bereich sind grad nicht so gefragt bei der Lage in diesem Land und bekommen dafür, wenn denn alles gut geht, sogar noch einen Bonus.
Nicht schlecht. Unglaublich durchdacht. Von Menschen, die auch nicht an das glauben was sie da sagen.
Aber die Hauptsache ist ja, sie haben was zu sagen. Und fast alle die hören, was die so zu sagen haben, machen was die so sagen.
Dann sind sie wohl irgendwie wichtig und können sich auch so fühlen. Beide. Die die sagen und die, die das machen, was gesagt wird.
Macht. Würde ich das aber nicht nennen.
Macht, kommt ja von machen. Und machen tun die, die viel sagen, oft nicht.
Oder sag ich´s mal so- die die grad viel sagen, machen selber nicht das, was sie sagen - sie fühlen sich nur mächtig weil irgendwer bestimmt hat, dass die was zu sagen haben.
Und noch dazu glaube ich, dass sie das auch wissen.
Dass das was sie da fühlen zerbrechlich ist und dass sie aus diesem Grund, aus der Angst heraus handeln, dieses mächtige Gefühl wieder zu verlieren.
Hinter dieser Macht, dieser Bestimmer, steht also Ohnmacht.
Keine guten Voraussetzungen für die Regie eines ganzen Landes und der darin lebenden Schüler.

Somit habe ich also viel Zeit um die Schule mit meinem Sohn zu genießen und zu betrachten, wie  aus meinem reizempfindlichen, unsteten und kopflosen Kind, ein spielendes, unfassbar fantasievolles, lernwilliges,natürliches, jederzeit ansprechbares und ausgeglichenes Kind erblüht.

Seit Jahren halte ich es wie Gerald Hüther, indem ich meine Kinder immer unter der Maxime
" Alles das, was dazu führt, dass sich die Beziehungsfähigkeit von Menschen verbessert, ist gut fürs Hirn und gut für die Gemeinschaft, in der diese Menschen leben.
Alles, was die Beziehungsfähigkeit von Menschen einschränkt , unterminiert, ist schlecht fürs Hirn und schlecht für die Gemeinschaft." erziehe.
Wobei. Erziehe ist zu weit gegriffen.
Wirklich.
Ich bin keine große Erzieherin.
Das hab ich mir oft auch sagen lassen. Dass ich meine Kinder erziehen solle.
Ich bin eher eine Lasserin und Erklärerin, so dass meine Kinder zu Verstehern und Wahrnehmern werden.
Als ich noch sehr jung, aber doch schon Mutter war, las ich mal den Satz, ich  meine es war sogar in der Zeitschrift "Eltern", dass Eltern keine Erzieher sind, sondern möglichst Begleiter und Kinder, seien wie Gäste.
Es käme eher darauf an, wie gastfreundlich man ist.
Das machte für mich total viel Sinn. Das habe ich sofort übernommen, verinnerlicht und nie versucht meine Kinder zu erziehen.
Es kommt immer alles zur rechten Zeit - sogar Sätze die doch eher Grundsätze sind.
Und so las ich ihn ehe ich in die Fußstapfen trat, die schon da waren.
Ich finde meine Kinder sind goldrichtig - was sie wirklich sind - wie sich zeigt - auch wenn sie mir manchmal extrem auf die Nerven gehen. Doch das liegt eben nun mal in der Natur des Gastseins oder des Gastgebers - je nachdem aus welcher Perspektive ich das betrachten will.

Ach ja.......

Vielen Menschen ist es gar nicht bewusst, dass wir hier auf dieser Erde die einzige Spezies sind, welche sich selber künstlich weckt. Also gegen den eigenen Biorhythmus lebt.
Wer weiß. Wie wir alle wären, lebten wir mit ihm.
Vielleicht so, wie mein kleiner Gast, dessen Gastgeberin ich sehr gern bin.

Ja.
So wie es grad ist, kann es meinethalben sehr gern für immer bleiben.
Bis auf die Tatsache, dass mein Gast nun vierundzwanzigsieben, wie man so schön sagt, bei mir ist und dass ich nicht weiß, ob ich im Juli an die Nordsee komme, der Himmel blau ist und atmet und ich wieder Schule habe, ist ja alles so wie es immer war.
Schön ist das. Finde ich.

Wenn da nicht meine Sorgen um all die Menschen wären, die gerade mit dem Ofenrohr auf offener See nach Land suchen.
Ich trommele von hier aus für sie mit und hoffe , dass doch der ein oder andere das hören kann.



Ab nächster Woche muss ich mir, so wie jeder andere, eine Maske überziehen wenn ich in einen Einkaufsladen gehe.
Damit habe ich große Schwierigkeiten.
Nicht, dass ich es nicht tue. Ich muss das machen, weil ich sonst vielleicht Strafen zahlen muss oder blöd angeredet werde.
Und ich hasse es blöd angeredet zu werden, da ich dann blöd zurückrede, was ich gut kann, doch ich tue das nicht gern, ich bin viel lieber nett.


Und lächle.
Gehe so in den Kontakt.
Das geht jetzt nicht mehr so einfach.
Das sieht man jetzt gar nicht mehr so.
Natürlich male ich mir ein Lächeln auf diese Fliesmaske - doch ich möchte überhaupt gar keine tragen - und das wird man mir anmerken.
Auch werden mich die ganzen selbstgenähten, gestrickten, geklöppelten oder gehäkelten Masken sehr ankotzen. Wer hat die schönste Maske unter dieser schönsten Sonne?
na?na?na? Wer ?
Ich möchte mich nicht verstecken oder gar über eine -wie es nun hochoffiziell mangelverschleiernd heißen sollMund-Nase-Bedeckung definieren!
Trage höchst ungern Masken und bin nicht sehr begabt im Schauspiel.
Lenken lasse ich mich auch nicht gern.
Und Menschen mit bunten, hippigen, gestylten Masken will ich auch nicht sehen.
Also doch einiges was grad richtig doof ist. Für mich.

Übrigens lerne ich gerade schwedisch.
Von der Lautung her ist sie schon sehr anders als das Deutsch, was ich immer rede.
Interessant, da doch vieles sich ähnelt in der Sprache und überhaupt.

Nun gut.
Frau Merkel hält gleich eine Ansprache an das zu regierende Volk. Das möchte ich mir anhören.
Für einen Rotwein ist es noch zu früh, also mache ich mir vorher noch schnell einen Kaffee und gehe noch ein paar Minuten gelassen in den Garten. Da steht eine Schaukel.

Vi ses



Copyright ©  (2024) Janet Bepunkt, Mittevierzig



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