Mittwoch, Mai 12, 2021

Pfeil und Bogen

Liebe Liebe


heute schreibe ich Dir einen Brief, oder widme Dir einen Eintrag auf meiner Schreibseite.
Du hast es verdient, dass man sich Dir widmet.
Sich mal Zeit für Dich nimmt.
In meinem Leben habe ich mir schon viel Zeit für Dich genommen und seit dem vorletztem Jahr fing ich an Dich genauer anzuschauen.
Ich möchte Dich einladen.
Doch um eine Einladung für Dich zu verfassen, einer der Du dann auch nachkommst, die Du nicht ausschlägst, muss ich mich weiterhin sehr genau mit Dir befassen.
Ich möchte Dich noch besser kennenlernen. I
Möchte wissen, wen ich einlade oder auslade oder nicht einlade.
Weißt Du, gerade habe ich mir nochmals das Büchlein von Bertolt Brecht vorgenommen, es heißt "Gedichte über die Liebe"
Jetzt, nachdem ich nochmals darin herumlas, empfinde ich es so, dass er Dich fehlinterpretiert hatte. Ein Gedicht geht so


Geheimnisse des Liebeslebens


Es walten zwei Geschicke in der Liebe
Das eine wird geliebt, das andere liebt
Eins erntet Balsam und das andere Hiebe
Es nimmt das eine und das andere gibt.
Verhülle dein Gesicht, wenn Glut es rötet.
Verbiet dem Busen zu gestehen, was er litt!
Reich ihm, den du da liebst, das Messer, und er tötet.
Weiß er, du liebst ihn, macht er seinen Schnitt.


(Bertolt Brecht, Gedichte über die Liebe, erschienen im Suhrkamp Verlag, erste Auflage, Seite 187)


Das klingt sehr ungerecht.
Es klingt nach Strategie, Schlachtplan und Drehbuch.
Es hieße, Du ließest Dich lenken.
Es hieße, Du kommst als ungeladener Gast und stiftest nur allein durch Deine Anwesenheit Unfrieden und Querelen.
So als wäre vor Deinem Besuch zweier Menschen alles friedlich gewesen.
Als stündest Du wie eine große mächtige Wesenheit zwischen zwei Menschen und reichst einem ein Schwert und dem anderen ein Schild. Der mit dem Schild, darf nicht zeigen, dass er Angst hat, Angst davor von dem mit dem scharfen Schwert verletzt zu werden, oder Angst vor der eigenen Ohnmacht ob der Macht dessen mit dem scharfen Schwert.
Der mit dem Schwert fühlt sich stärker und mächtiger, durch das Schwert in seiner Hand.
Es hieße, Du verleihst einem Macht und dem anderen Ohnmacht.
Nun.
Jetzt wo ich Dir schreibe und mir über das Gedicht, welches jemand anderes über Dich verfasste, versuche Dein Wesen zu erklären kommt mir der Gedanke, dass in dieser Welt ja alles in Dualität erwachsen ist.
Ohne oben kein unten, ohne hell kein dunkel, ohne laut kein leise, ohne gut kein böse, ohne Täuschung keine Enttäuschung und so kann ich ewig weitermachen.
Naja.
Und so denke ich gerade, dass es ohne Liebe keine Leidenschaft gäbe.
Ich kann mich immer entscheiden, was ja auch ein Dualismus ist.
Das Wort entscheiden entstammt dem Wort skeidir.
Dies sind zwei Holzplatten welche eine Schwertscheide schützen.
Also - habe ich mich noch nicht entschieden, steckt das Schwert noch im skaipi, bist Du, die Liebe, anwesend sowie auch Dein Kontrast, die Leidenschaft.
Ziehe ich das Schwert, also treffe ich eine Entscheidung, wähle ich entweder das Schwert oder - tja....dann ist es nicht das Schild, sondern die Scheide, welche das Schwert sichert. Entscheidet jemand, ist dies dann wohl dieser bekannte, oft besungene und vertonte Kampf.
Es gibt ja Menschen, die wollen um jemanden kämpfen, oder für die Liebe kämpfen.
Ja.
In einem kann ich dem Herrn Brecht zustimmen.
Er hat recht damit, dass sich derartiges abspielen kann wenn zwei Menschen sich entscheiden für den jeweiligen Kontrast.
Das habe ich mehr als einmal erlebt.
Mal habe ich mich für das Schwert, mal für die Scheide entschieden und damit am Ende immer für den zweiten Gast, welcher Dich ewiglich begleitet.
Für die Leidenschaft.
Du kommst also immer mindestens zu zweit.
Doch einladen braucht man Dich gar nicht.
Du bist einfach immer da.
Lädt man Dich jedoch aus in dem das Schwert aus der Scheide gezogen wird, kommt Deine Begleitung. Das sollte man wissen.
Siehst Du.
Allein dadurch, dass ich Dir einen Brief schreibe liebe Liebe, hab ich schon ein viel klareres Bild von Dir, bin ich überhaupt in der Lage mich Dir zu widmen.
Dich zu erkennen, wenn Du Dich erkenntlich machst.
Wenn ich Dich nicht kennenlerne, kann ich mich nicht entscheiden.
Eine doppelte Verneinung.
Gelesen von mir, aus anderem Kopf erdacht, würde ich sie nie verstehen können.
Wenn ich nicht weiß wofür ich mich entscheiden kann, wird jene meine Aufmerksamkeit bekommen, welche lauter und präsenter ist.
Das ist Deine Begleiterin.
Die Leidenschaft.
Sie ist einfach temperamentvoller.
Ganz ehrlich. Ich mag sie nicht.
Herr Brecht auch nicht. Das kann man in seinen Texten, im Grunde ja auch Klagelaute, erkennen.
Sie handeln nur buchstäblich von der Liebe - doch da steht gar nichts drin über Dich - ich lese nur Erfahrungsberichte mit Deiner Begleiterin.
Das Buch könnte genauso gut Gedichte über die Leidenschaft heißen.
Auch frage ich mich gerade, Dein Name; Liebe.
Wer hat sich den ausgedacht.
Woher kommt er.
Wer oder was hat ihn geprägt?
Nun...macht sich auf den Weg Deines Namens, findet man heraus, dass liob die Wurzel Deiner Nennung ist.
Liob bedeutet wert, herzlich, liebenswert, freundlich, angenehm.
Genauso habe ich Dich kennengelernt.
Damals haben die Menschen etwas anderes gemeint, wenn sie sagten " Ich liebe Dich".
Das heutige " Ich liebe Dich", was man inflationär gebrauchte, ja benutzte, hat seinen Inhalt verloren und wird, meiner Meinung nach verwechselt.
Beobachte ich Menschen dabei, wenn sie dies sagen, könnte ich meinen, sie wollten aussagen "Du tust mir Leid".
Der Gesichtsausdruck ist oft gequält und schmerzvoll, leidend im Ausdruck.
Hm?!??
Wusstest Du, in Spanien gibt es da eine sehr schöne sprachliche feine Unterscheidung.
Te quiero - heißt : Ich liebe Dich doch mit der Subversion Ich will Dich.
Ti amo - heißt: Ich liebe Dich, ganz genau so, wie es gemeint ist.


Jeden Tag und jede Nacht freue ich mich über Deine Anwesenheit.
Was wäre ich ohne Dich.
Verloren in dieser Welt, die ohne Dich sehr grau und still erschiene.
Gerade überflutet mich wieder dieses schöne, befreiende, blühende und belebende Gefühl, welches durch mich durchfließt, wenn Du mich anstupst, Dich neben mich setzt und mit freundlichem Lächeln flüsterst " schau mal, ich zeig Dir was".
Vor dem Fenster, auf der Krone der Trauerweide, saß gerade ein schöner, recht großer Vogel, mit wunderschönem Kleid und sang und rief.
Während ich von der Maschine hier auf- und wegsah, meine Aufmerksamkeit dem schönen Vogel und der Weide vor dem Fenster zuwandte hatte ich ein Lächeln im Gesicht und einen ruhigen Frieden in mir und um mich herum -Gefühle die Nachhallen, lange.
Das meine Liebe, das bist Du.
Und das hast Du immer bei Dir um es weiterzugeben.
Liebe. Liebe Liebe.
Was kann ich Dir wünschen ohne dass ich vermessen klinge mit den einfachen Worten welche wir Menschen gebrauchen.
Ein Vogel kann Dir auf ganz natürliche Weise ein Lied singen.
Ich habe für Dich meine Zeit, meinen Raum, meine Aufmerksamkeit und Worte.


Und mit meinen Worten wünsche ich Dir viele Wege zu denen die Dich kennenlernen möchten und dein helles, freundliches, ruhiges Lächeln in sich aufnehmen um es weiterzutragen.


Schön dass Du da bist.

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